Deutsch: Prüfung 2017
Liebe 10e! Hier findet ihr Tipps und Material für das Fach Deutsch.
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Wozu Deutschunterricht?
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Donnerstag, 29. Juni 2017
Zum eingescannten Post
Leider kann ich die Qualität / die Lesbarkeit nicht verbessern. Wenn man den Text am PC-Bildschirm näher zoomt, geht es einigermaßen...
Montag, 26. Juni 2017
Hausaufgabe für morgen, 27.06.17
Analysiere folgendes Gedicht. 😁👇👀
Hiroshima
Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutete dort die Glocken.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Fiel in Wahnsinn, wehrte Gespenster ab.
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich
Auferstanden aus Staub für ihn.
Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
Die neben ihm stand im Blumenkleid
Das kleine Mädchen an ihrer Hand
Der Knabe der auf seinem Rücken saß
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
Sehr gut erkennbar war er selbst
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
Verzerrt vor Lachen, weil der Photograph
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.
Marie Luise Kaschnitz (1951)
Donnerstag, 4. Mai 2017
Dienstag, 2. Mai 2017
Wozu Deutschunterricht?
Wozu
Deutschunterricht?
Antwort
einer Deutschlehrerin
Von
Marion Baumann
Vor
Kurzem kam einer von euch auf mich zu und fragte mich ganz ohne
Ironie, wozu der Deutschunterricht und all der Kram, der auf die
Prüfung zu lernen sei, eigentlich gut sei. Ob das überhaupt jemand
brauche.
Ich,
sichtlich überrumpelt und zugleich etwas empört über diese Frage,
die ja schließlich meinen Beruf, nein – sogar meine Berufung –
in Frage stellte, vertröstete den Schüler auf eine ausführliche
Antwort zu einem späteren Zeitpunkt. Denn wie das so ist im
durchgetakteten Schulalltag, war für mich dies keine Antwort, die
ich zwischen Tür und Angel geben wollte.
Hier
kommt nun
meine
Antwort:
"Die
Grenzen meiner Sprache bedeuten
die Grenzen meiner Welt."
Dieser
kluge Spruch kam mal von einem berühmten Philosophen
(Wittgenstein, hieß
der)
und
zeigt im Kern schon auf, worauf ich hinaus möchte.
Wie
wir unsere Welt sehen, können wir nur mit der Sprache ausdrücken
und so hängt unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Weltansicht
untrennbar mit der Sprache zusammen.
Wenn
uns etwas beschäftigt,
können wir es durch Sprache zum Ausdruck bringen. Was glaubt ihr,
warum so viele Poeten (die heutzutage „Rapper“ heißen) aus
ärmlichen Verhältnissen stammen und kein leichtes Leben hinter sich
haben? Sprache oder
Rap ist ihr Ventil, um ihr
Innerstes
zum Ausdruck zu bringen, um Belastungen loszuwerden, oder um
gesellschaftliche Verhältnisse zu kritisieren, die ihre Existenz
bedrohten. Sprache ist also
Chance
zur Entlastung.
Dazu
kommt: Sprache
ist das wichtigste und das einzige humane Instrument der
Konfliktlösung: Nur wer
den anderen versteht,
entwickelt
auch
Verständnis
für sein Gegenüber. Ich sehe Sprache als wichtigste Waffe im Kampf
um Frieden in der Welt.
Wer
seine
Sprache gut
beherrscht, durchschaut leichter den Missbrauch von Sprache in der
Werbung
und in der politischen
Propaganda.
Sprachliche
Schwierigkeiten
dagegen hemmen
das Selbstvertrauen, die Welterschließung, das Verstehen des anderen
und erschweren
es, sich selbst gegenüber
anderen verständlich
zu machen.
Wenn die sprachliche Ausdrucksfähigkeit in unserer Gesellschaft verloren geht, führt das zwangsweise auch zu dem Verlust gedanklicher Klarheit. Gefühle werden fast nur noch in Smileys dargestellt. WhatsApp-Chats haben unsere Unterhaltungen auf einfachste Sprachführung reduziert und enden in der Reduktion des Satzbaus. Selbst der Punkt am Ende eines Satzes scheint in WhatsApp-Nachrichten schon fast wie ein Relikt aus der Vergangenheit.
Was
viele von
euch
in der Schule an
Fächern wie Deutsch, Ethik
oder Geschichte
stört, ist die Zumutung, sich mit etwas zu beschäftigen zu
müssen,
was einem nicht nur fremd, sondern auch altbacken
erscheint: Was soll diese merkwürdige Sprache? Kann man das nicht
auch kürzer sagen? Was geht mich das an?
Ja,
jetzt könnte ich als Lehrerin sagen, ich gebe euch nur noch ganz
einfache leichte Texte; ich verzichte auf wichtige Ereignisse aus der
Geschichte und wir machen nur noch Dinge im Unterricht, die euch
vertraut sind und euch gerade interessieren. Wir Pädagogen sagen
dazu „schülernahe“ Themen: Vielleicht der neuste Beauty-Tipp aus
„BibisBeautyPalace“? Oder der Spielbericht der Bundesliga? Oder
wir drehen lustige Videos und verkaufen das als Medienbildung im
Deutschunterricht?
Doch
würde ich nur noch so etwas im Unterricht behandeln, würde ich die
Ziele, die die sogenannten „Laberfächer“ (Deutsch, Geschichte,
Ethik, Gemeinschaftskunde,..) vermitteln
wollen,
damit verraten: sich dem Fremden aussetzen, sich mit
dem Fremden beschäftigen, es nicht
voreilig abtun. Und vielleicht sehen, wie ich als Mensch mit
Geschichte mich zu dem Geschichtlichen, dem ich begegne, verhalten
kann (Stichwort Holocaust-Mahnmal).
Das
ist eine Herangehensweise, die nicht ein- oder aussortiert,
kein Schubladendenken, sondern Empathiefähigkeit fördert.
Man
nennt das Verstehen! Das
Gegenteil von Bescheidwissen!
Das
ist das Gegenteil vom Nachplappern plumper Meinungen ohne sich
ausreichend Wissen erarbeitet zu haben.
Man
lernt anhand von Figuren aus der
Literatur/Lyrik und aus dem Geschichtsunterricht die
Fähigkeit, auch Verhaltensweisen und gesellschaftliche Vorgänge in
Frage zu stellen. Man lernt Kritik zu üben.
Der
Gegenstand dieser
Fächer ist
der Mensch. Und
dieser ist nun mal
oft
mehrdeutig
und
interpretationsbedürftig. Die Welt besteht nicht aus Schwarz und
Weiß.
Was
letztendlich im Unterricht in diesen Fächern bei euch ankommt, das
kann man nicht auf
einer Skala messen. (Es sei denn man bezieht sich auf die Anzahl
eurer
Rechtschreibfehler.) Die Erträge aus diesen Fächern scheinen
zunächst gering. Doch der Gewinn an Humanität ist sicher groß.
Wer will Ingenieure, die perfekt die Abgaswerte von Motoren
manipulieren können? Flott rechnende Finanzökonomen, die mit
moralisch fragwürdigen Geschäften viel Geld verdienen?
Naturwissenschaftler, denen die Tragweite ihrer Erfindungen
gleichgültig ist? Die
sogenannten Laberfächer wollen euch lehren, Menschlichkeit als hohes
und wichtiges Gut zu schätzen, Position beziehen zu können,
Mitreden zu können, Allgemeinwissen zu häufen.
Am
Ende eurer Schulzeit habt ihr auch eine Menge gelernt, was für euch
zwar nicht auf den ersten Blick sinnvoll ist, aber dennoch sind es
wichtige Fähigkeiten, die für euch ein Leben lang von Bedeutung
sein werden. Dazu gehört:
-
sprachliche Exaktheit (genaue Ausdrucksfähigkeit): Sie erleichtert den Umgang mit Wissen jeder Art, und sie erleichtert es, Informationen und Ideen zu strukturieren und zu verknüpfen; aus der Informationsflut Entscheidendes auswählen und bewerten zu können.
-
Das Verstehen und das Beherrschen der Sprache in Wort und Schrift hilft dabei, die neuen Medien sinnvoll zu nutzen. (Überbegriffe kennen, um exakte Ergebnisse auf Google zu erhalten/Quellen überprüfen und hinterfragen.)
-
Das Beherrschen wichtiger Arbeitstechniken: Mitschreiben, Zusammenfassen, Nutzung von Literatur, Zitieren, Quellen beachten, Auswendiglernen, ...
-
Rhetorik (Sprachliche Mittel, Vorträge halten)
Dies
ist leider immer noch nur ein Ausschnitt, was ich als Berufung sehe,
jungen Menschen mit auf den Weg zu geben.
Ich
hoffe, ihr könnt nun
den Sinn des Deutschunterrichts besser
nachvollziehen.
Liebe
Grüße!
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